Prof. Anschuber: Die UNESCO hat weltweit ein Netzwerk geschaffen und viele Bildungseinrichtungen dadurch miteinander vernetzt. Es gibt weltweit über 11 Tausend UNESCO-Schulen und diese haben alle ein gemeinsames Motto. Das Motto einer UNESCO-Schule ist wichtig und lautet: learning to know, learning to do, learning to be und learning to live together. UNESCO-Schulen haben einen Modellcharakter und es werden bestimmte Prinzipien im Unterricht im Umgang untereinander eingehalten. Bei einer UNESCO-Schule ist es wichtig, dass bestimmte Themenschwerpunkte immer wieder vorkommen. Auch Projektarbeiten wie beispielsweise das Welterbe zählen dazu und jene werden immer wieder angesprochen. Nachhaltige Entwicklung, Friedenserziehung, Menschenrechte, Biodiversität, Klimawandel, Toleranz und Interkulturalität sind Themen, die eine UNESCO-Schule ausmachen.
Magdalena: Seit wann gehört das BORG Linz zu den UNESCO-Schulen dazu?Prof. Anschuber: Das BORG Linz gehört seit etwa 20 Jahren zu den UNESCO-Schulen.
Magdalena: Was muss eine Schule anbieten, um eine UNESCO-Schule zu werden?Prof. Anschuber: Das ist ein Prozess, beziehungsweise ein Verfahren, wo man sich auszeichnen muss, dass man bestimmte Projekte immer wieder im Unterricht macht. Diese Projekte zielen auf Interkulturalität, Friedenserziehung, Menschenrechte und Klimawandel ab. Auch fächerübergreifende Projekte stehen auf dem Plan. Ein ganz wichtiges Projekt ist die Nachhaltigkeit, die man immer wieder in Projekten oder im Unterricht einfließen lässt.
Magdalena: Welche Werte vertreten UNESCO-Schulen?Prof. Anschuber: Es werden die Werte Frieden, Friedenserziehung, gegenseitiger Respekt, Integration, Rücksichtnahme und Nachhaltigkeit auch im Schulalltag vertreten. Das Motto ist der Wert, der zum Ausdruck kommen soll. "Learning to do" steht beispielsweise dafür, dass man nicht nur Wissen anhäuft, sondern dieses auch praktisch anwenden kann und man dieses in Form von Projekten umsetzen kann. "Learning to be" bedeutet, dass Lernen für das Leben wichtig ist. Das Motto der UNESCO-Schulen stellt die vier Grundlagen dar.
Magdalena: Was kann man sich als SchülerIn an einer UNESCO-Schule erwarten?Prof. Anschuber: Ein ganz großes Projekt von der UNESCO ist die Agenda 2030. Als SchülerIn kann man sich erwarten, dass einem deine Augen und Ohren geöffnet werden für die Welt von heute, um die Welt von heute ein bisschen besser zu machen. Die UNESCO hat zum Beispiel auch 17 Ziele ausgeschrieben für eine bessere Welt. Das ist ein schönes Ziel, wenn man an einer Schule immer wieder darauf hingeführt wird. Außerdem wird einem bewusst, was man von der Welt hat und wie man selbst die Welt ein Stückchen besser machen kann. Man kann nicht alle Ziele selbstständig umsetzen, aber die Werte und Ziele der UNESCO werden einem vor Augen geführt und man bekommt bei etwaigen Projekten selbst die Gelegenheit, sich zu integrieren. Man profitiert auch davon, dass an einer UNESCO-Schule die Friedenserziehung einen hohen Stellenwert hat. Nachhaltig leben zu lernen ist auch ein Bestandteil an diesen Schulen und das ist gerade in der heutigen Zeit von großer Bedeutung. Wenn man sich dieses Wissen bereits in jungen Jahren aneignen kann, dann ist das ein sicherlich sehr gutes Fundament für alle SchülerInnen.
Magdalena: Worin bestehen die Unterschiede zwischen einer UNESCO-Schule und einer „normalen“ Schule?Prof. Anschuber: Bei einer UNESCO-Schule sind die LehrerInnen gefordert, diese Themenschwerpunkte zu setzen. Es kann natürlich sein, dass andere Schulen auch soziale Projekte machen, aber soziale Projekte kommen an UNESCO-Schulen gehäuft vor. Friedenserziehung wird in Diskussionen angeredet und man wird dazu angeregt, einen nachhaltigen Lebensstil zu führen. Am BORG gibt es beispielsweise seit heuer eine Kooperation mit unserer Partnerschule in Nepal, der Himalayan Happy Children Academy, oder die Klimawoche, die die 7k vor den Semesterferien absolviert hat. Im Kommunikationszweig ist ein Sozialpraktikum zu machen und man arbeitet dann eine Woche im Kindergarten, Hort, Altersheim, etc. und man bekommt die Gelegenheit, in soziale Einrichtungen hineinzuschnuppern.
Prof. Anschuber: Am 4. Juli haben wir am Borg Linz den UNESCO-Friedenstag und an diesem Tag gehen wir der Frage Wo geht´s hier zum Frieden? nach. Wie kann man Frieden erreichen? Wo ist ein Weg zum Frieden? Gerade in der heutigen Zeit ist es wichtig, dass man in der Schule im Kleinen damit beginnt, sich mit dem Frieden auseinanderzusetzen. Der einzelne kann gegen einen Krieg nicht so viel bewirken, aber die Erziehung zur Demokratie ist ein ganz wichtiger Faktor, um grausame Kriege zu vermeiden. Bei „Frieden im Kleinen“ lernt man, einen Schritt auf andere zuzumachen und es wird auch die Wichtigkeit, dass wir in einer friedvollen Umgebung leben, angesprochen. Es werden viele Projekte gemacht, die alle das Thema Frieden fokussieren. Die 70-Jahr-Feier findet im kommenden Oktober statt. Dort wird sich unsere Schule vorstellen und es wird von der UNESCO in Linz eine große Versammlung geben. Es kommen die Vertreter von allen UNESCO-Schulen Österreichs zusammen. In Österreich sind es insgesamt 106 Schulen. Das BORG Linz ist neben dem Litec und dem BRG Landwiedstraße eine von drei UNESCO-Schulen in Linz. Diese drei Schulen gestalten dieses Fest und dabei wird auch noch einmal besonders darauf hingewiesen, was eine UNESCO-Schule ausmacht und was diese miteinander verbindet. Wir sind eine UNESCO-Schule und darauf können wir stolz sein. Das wird an diesem Tag mit großer Sicherheit besonders unterstrichen. An diesem Festtag werden Vorträge und kleine Präsentationen dazu gehalten.
Magdalena: Welche Ziele verfolgt die UNESCO mit dem Schulprojekt?Prof. Anschuber: Ein großes Ziel der UNESCO ist es, dass das Weltkulturerbe gepflegt wird. Damit ist sowohl das materielle als auch das immaterielle Kulturerbe gemeint. An UNESCO-Schulen wird immer wieder ein Projekt gestartet, wo das immaterielle Kulturerbe in die Schule hineingetragen wird. Die SchülerInnen werden damit konfrontiert und man möchte damit bezwecken, dass das immaterielle Kulturerbe nicht verloren geht. Ein materielles Kulturerbe ist zum Beispiel Schönbrunn und für dessen Erhalt wird sehr viel getan. Ein immaterielles Kulturerbe kann sehr leicht verloren gehen, jedoch sind jene für uns große Schätze. Im Mühlviertel gibt es die Hinterglasmalerei und diese ist eine Tradition, die über 100 Jahre alt ist und weitergegeben werden sollte. In Gutau gibt es das Blaudruckverfahren und das ist auch ein immaterielles Kulturerbe. Diese sind oft Kleinigkeiten und immaterielle Kulturerbe zu erhalten, ist ein Ziel der UNESCO. Darüberhinausgehend besteht ein weiteres Ziel der UNESCO darin, in Bildungseinrichtungen präsent zu sein, damit die SchülerInnen, also die zukünftigen TrägerInnen des Kulturerbes, damit aufwachsen.
Magdalena: Vielen Dank für das spannende Interview!Prof. Anschuber: Gern geschehen!