OÖNachrichten: Ihr neues Album nennt sich kryptisch "Blank Coins, Round Dice", also "Leere Münzen und runde Würfel". Was steckt hinter dem Titel?
Tobias Grünzweil: Münzen und Würfel sind Hilfsmittel, um Entscheidungen zu treffen. Und wenn diesen gewisse Eigenarten fehlen, die einem die Entscheidungen erleichtern, dann steht man erst recht wieder vor einem Rätsel. Das passte perfekt zum Album, weil es in einer Zeit des Umbruchs entstand, in der es privat und bandtechnisch wichtige Entscheidungen zu fällen gab.
OÖNachrichten: Tourneen, Awards und die ersten EPs: Es waren zwei sehr ereignisreiche Jahre für Sie. Wie haben sich diese Erfahrungen in den Lyrics niedergeschlagen?
Tobias Grünzweil: Die Texte sind nur teilweise autobiographisch. Es sind Gedanken und Sprachfetzen, die sich zu einem Ganzen zusammenfügen. Das Erlebte der vergangenen zwei, zweieinhalb Jahre spiegelt sich definitiv wider. Auf Tour sein, jeden Tag in einer anderen Stadt, und viele neue Menschen, unterschiedliche Charaktere treffen - das verändert einen. Bewusst und unbewusst. Erwachsen werden, auf eigenen Füßen stehen - das triffts vielleicht als inhaltliche Klammer des Albums. Mittlerweile haben Entscheidungen, die wir für die Zukunft der Band treffen, große Auswirkungen auf unsere persönliche Zukunft.
OÖNachrichten: Die neuen Stücke sind deutlich ernster, aber auch komplexer als die Songs auf den Debüt-EPs.
Tobias Grünzweil: Man wird halt nicht jünger (lacht). Uns war wichtig, diese persönliche Entwicklung auch in der Musik auszudrücken. Erdiger und ehrlicher - das sind die beiden Adjektive, die ich immer anführe, wenn mich jemand nach dem neuen Album fragt. Wir haben auf jegliche digitale Klangerzeuger verzichtet. Zu viert ins Studio mit unseren Instrumenten, plus Klavier und Flügelhorn - und einfach alles so natürlich wie möglich aufnehmen. Das war der Plan. Und es hat einen Riesenspaß gemacht.
OÖNachrichten: Ein Take, live im Studio - und das wars dann?
Tobias Grünzweil: Genau! Früher waren wir nie gemeinsam im Studio. Zuerst wurde das Schlagzeug, dann die Gitarren und zum Schluss der Gesang aufgenommen. Dieses Mal haben wir jeden einzelnen Song zu viert als Band eingespielt. Die Vibes einzufangen, diese spezielle Stimmung, die beim gemeinsamen Spielen entsteht, war uns extrem wichtig.
OÖNachrichten: Warum keine EPs mehr, sondern ein "klassisches" Album?
Tobias Grünzweil: Jeder weiß, wies der Musikindustrie geht und dass man sich immer wieder Dinge einfallen lassen muss, um seine Musik bekannt zu machen. Die Sache mit den EPs hat super funktioniert. Aber ein "richtiges" Album einzuspielen, war immer ein Traum. 14 Stücke aus einem Guss, in relativ kurzer Zeit aufgenommen - das ist eine ungemein intensive Erfahrung, die jede Band einmal erleben sollte.
OÖNachrichten: Die Schlussnummer "Paris" ist eine düstere Ballade mit dominantem Klavier und bedrohlichen Streichern. Ein Ausblick, was wir in Zukunft von The Beth Edges erwarten dürfen?
Tobias Grünzweil: Musikalisch haben wir auf "Blank Coins, Round Dice" verschiedenste Richtungen eingeschlagen. Wir werden uns nicht darauf versteifen, dass das nächste Album ein Düster-Streicher-Balladenalbum wird. Es gibt keinen Masterplan. In dem Song gibts ja die Zeile "I failed to carry out my plans" - ich hoffe unseren Plänen gehts nicht so (lacht). Unterschwellig dreht sich das Stück um überzogene Erwartungshaltungen und die Angst, mit seinen Träumen zu scheitern. Das Sprichwort "Der Weg ist das Ziel" ist ausgewaschen, aber nicht unwahr. Man wird nie kriegen, was man will, weil man immer das will, was man nicht haben kann. Was The Beth Edges betrifft - wir nehmens, wies grad kommt.
Wir nehmens, wies grad kommt (OÖN, 3.5.2012)
Linz - 03.05.2012
Die vierköpfige Indie-Rockband "The Beth Edges" mit Sänger Tobias Grünzweil (ganz links) veröffentlicht am Freitag ihre neue CD. (Bild: Pertramer)
Noch vor den neuen Songs von Korn und Marilyn Manson stieg "Black Clouds" von The Beth Edges vergangene Woche direkt auf Platz fünf der "gotv"-Singlecharts ein. Am Freitag erscheint das lang ersehnte neue Album der Linzer Rockband. Im OÖNachrichten-Gespräch: Sänger Tobias Grünzweil.
Von Lukas Luger
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